SINTA Studies in the Arts

Portraits der Doktorierenden

Andrina Gabriela Jörg

E-Mail
gabriela.joerg@unibe.ch
Postadresse
Universität Bern
Graduate School of the Arts and Humanities (GSAH)
Doktoratsprogramm Studies in the Arts (SINTA)
Andrina Jörg
Muesmattstrasse 45
3012 Bern
Pers. Website
andrinajoerg.ch

Andrina Gabriela Jörg

Als Künstlerin, Kunstvermittlerin und Kulturpublizistin arbeitet Andrina Jörg v.a. in den Medien Fotografie, Installation und Text. Ihr Kunst(vermittlungs-)projekt «Paranatur Forschungslaboratorium» hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten vor der aktuellen ökologischen Situation in Auseinandersetzung mit Verflechtungen von Natur und Konsum und deren Repräsentationsphänomenen entwickelt. Mit dem Projekt agiert die Künstlerin in Ausstellungs- und Vermittlungskontexten. Ausgehend von einer fiktiven Setzung werden Haltungen, Erwartungen und Vorstellungen in Bezug auf Natur und Konsum in ihren überschneidenden Diskursen mit künstlerischen und vermittelnden wie auch mit sozialanthropologischen und sprachphilosophischen Methoden in Kunst- und Kulturinstitutionen wie auch an kunstfernen Orten beforscht und in einen Diskurs gebracht.

Nach einer Ausbildung als Pädagogin und einigen Jahren Berufserfahrung absolvierte Andrina Jörg ein Bachelor-Studium in Bildender Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (FHBB). Nebst ihrer Tätigkeit als Künstlerin baute sie anschliessend mit der damaligen Leiterin im Kunstraum Baden die Kunstvermittlung auf. In einem weiteren Bachelor-Studium an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) mit Schwerpunkt Theorie zu Kunst-, Medien- und Designpraxis und einem Master in Kulturpublizistik konnte sie ihr Wissen in den Bereichen der Kulturtheorie und Publizistik vertiefen. In diversen Zusammenhängen verfasste die Künstlerin und Kulturvermittlerin Texte zu Kunst. Nebst der Familienarbeit war sie mehrere Jahre für das Aargauer Kulturmagazin JULI als Redaktorin verantwortlich und schrieb sporadisch fürs Kunstbulletin und andere Medien. Seit 2011 arbeitet Andrina Jörg im Kurator*innenteam Kunst im Trudelhaus Baden mit, welches jährliche Ausstellungen ausrichtet. Mit eigenen künstlerischen Beiträgen ist Andrina Jörg zudem immer wieder in Ausstellungen vertreten. 2018 hat sie den Master Research on the Arts am Institut für Sozialanthropologie an der Universität Bern mit einer Masterarbeit über ein Kunstvermittlungsprojekt abgeschlossen, in dem sie ein «Paranatur Forschungslaboratorium» an zwei Schulen durchführte und dabei einen Teil der Forschungsmethodik mit Bruno Latours Netzwerk-Theorie evaluierte. Diese wird auch für das Dissertationsvorhaben orientierend sein. Seit einigen Jahren ist Andrina Jörg an der Professur Kulturvermittlung und Theaterpädagogik der Pädagogischen Hochschule fhnw tätig. Sie ist unter anderem operativ verantwortlich für das Kulturprogramm phkultur an der Pädagogischen Hochschule am Campus Brugg-Windisch. Seit drei Jahren unterrichtet sie in der Lehre im Modul Kulturvermittlung und Theaterpädagogik, an dessen Konzipierung sie auch mitbeteiligt war. Zudem lehrt sie im Team im transdisziplinären Lehrformat «Transversales Unterrichten», welches Kunst und Philosophie zusammenbringt und aufzeigt, wie angehende Lehrpersonen die beiden Disziplinen für den Unterricht gewinnbringend zusammenführen können. Seit Sommer 2020 ist sie im operativen Team des Forschungsprojekts «Reallabor: BNE und Kunst» (Arbeitstitel) der Pädagogischen Hochschule eingebunden, in dem sie sowohl ihre Expertise als Künstlerin wie auch das Projekt «Paranatur Forschungslaboratorium» einbringen wird.

Betreuungspersonen

Prof. Dr. Heinzpeter Znoj, Universität Bern, Institut für Sozialanthropologie
Dr. Tine Melzer, Hochschule der Künste Bern HKB, Y Institut

Promotionsvorhaben

«Paranatur Forschungslaboratorium». Zur Durchdringung des Natur-/Kulturbegriffs. Erkenntnisprozesse zu einer künstlerischen Forschung im Umgang mit Konsumobjekten und Bedingungen der Umwelt.

Vor dem aktuellen Hintergrund der globalen ökologischen Situation untersucht das Dissertationsvorhaben «Paranatur Forschungslaboratorium» mit künstlerischen Mitteln und geisteswissenschaftlichen Forschungsmethoden, wie Natur repräsentiert und eine neu gedachte Natur im Kontext von Kultur und Konsum dargestellt und gedeutet werden kann. Mittels Strategien der De- und Rekontextualisierung werden auf der Basis von Wahrnehmungsprozessen Alltagsobjekte im natürlich konnotierten Umfeld zu organisch anmutenden Gebilden und somit zu Katalysatoren, um auf fiktiver Ebene Imaginationen (un-)möglicher aktueller und zukünftiger «Naturen» zu entwickeln. In kleineren, unterschiedlich konstellierten Forschungssettings in Kultur- und Naturräumen, in welche Ausstellungsbesucher*innen, Passant*innen, Workshop-Teilnehmende, Studierende der pädagogischen Hochschule, Lehrpersonen oder eingeladene Expert*innen eingebunden sind, werden diese Imaginationen mit sozialanthropologisch und sprachphilosophisch orientierten Dialog-, Untersuchungs- und Darstellungsformaten erstellt und ermittelt. Theoretisch wird die Arbeit von Bruno Latours Überlegungen zum Verhältnis von Natur und Kultur wie auch von seinen untersuchungsmethodischen Vorschlägen der Akteur-Netzwerk-Theorie informiert, welche mit Kunst(vermittlungs-) und bildungstheoretischer Literatur enggeführt wird. Auf konzeptueller Ebene werden zudem die ontologischen Kategorisierungsversuche von Wesensarten, welche der Sozialanthropologe Philippe Descola entwirft, in ausgewählten Teilen als Inspiration für eine Deutungsmatrix der im Zuge der Arbeit entstandenen Darstellungen neuer «Naturen» eingebracht.

Forschungsschwerpunkte

Künstlerische Forschung, Akteur-Netzwerk-Theorie, Naturkonzepte, Produktion des Raums, Cultural Hacking, Kunstvermittlung «von Kunst aus», ästhetische Bildung, Partizipation, Materiale Forschung, ontological turn